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2. Die Idee: Demokratie-Foren initiieren. Wie soll das aussehen? Wie kann das gelingen?

Demokratie-Foren als Orte des gesellschaftlichen Diskurses

Was können wir tun angesichts einer Gesellschaft, die immer weiter auseinander driftet? Wie können wir unser Zusammenleben (wieder) gerechter gestalten? Wollen wir uns damit abfinden, dass Menschen keinen Sinn darin sehen, wählen zu gehen? Wie können wir die neu zu uns kommenden Menschen gleichberechtigt in unsere Gesellschaft aufnehmen? Können wir nur zusehen, wenn rechtspopulistische und fremdenfeindliche Parolen in unserer Gesellschaft wieder hoffähig werden? Wie können wir der Wut in unserer Gesellschaft begegnen?

Viele Menschen stellen sich derzeit diese und ähnliche Fragen.

Demokratie-Foren sollen ihnen die Gelegenheit geben, hierüber zu diskutieren und gemeinsam Handlungsmöglichkeiten zu eröffnen. Es sollen offene Orte entstehen, an denen – jenseits von parteipolitischen Interessen – über gesellschaftliche Themen, Handlungsoptionen und über gemeinsame Aktivitäten debattiert werden kann.

Demokratie-Foren sind der Ort, an dem diejenigen zusammenkommen, die sich nicht zufrieden geben wollen mit dem, was ist. Hier ist der Ort für diejenigen, die sich nicht abfinden wollen mit den Angriffen auf die Demokratie, mit Diffamierung und Ausgrenzung von Bevölkerungsgruppen. Demokratie-Foren sollen ein Ort sein für alle, die sich an der Suche beteiligen wollen, was in unserer Gesellschaft anders sein könnte. Gemeinsam können in den Demokratie-Foren Initiativen entwickelt werden, hier kann experimentiert, hier kann Neues erprobt werden. Das ist die Idee.

Demokratie-Foren sollen Orte sein, an denen die Beteiligten die Erfahrung machen können, dass gemeinsames politisches Handeln – jenseits kultureller, religiöser oder sozialer Differenzen – möglich ist. Politisch in dem Sinne, dass sich durch eigenes und gemeinsames praktisches Tun etwas verändern lässt. Gemeinsam können die Beteiligten an dem Bild einer demokratischeren Zukunft arbeiten. Ein Bild für das es sich lohnt, verändernd aktiv zu werden. Idealerweise gelingt es, die Idee einer anderen Zukunft zu entwerfen, welche die Beteiligten motiviert diese mit Leben zu füllen und über das »Man-Müsste-Mal« hinauszukommen.

Initiierung von Demokratie-Foren

Um ein Demokratie-Forum vor Ort zu initiieren, empfiehlt es sich, eine Impulsgruppe von zwei bis fünf Menschen zu bilden, die gemeinsam mit anderen aktiv werden wollen und bereit sind, Verantwortung für diesen selbstbestimmten Beteiligungsprozess zu übernehmen. Naheliegend ist es, zunächst die Netzwerker/innen aus Ihrer Kommune oder Region und andere interessierte Akteure anzusprechen. Suchen Sie Verbündete!

Die Impulsgruppe setzt die Grundlagen für die Arbeit des Demokratie-Forums vor Ort. Sie klärt die Ausgangslage, wirbt für die Teilnahme und gestaltet einen Rahmen für das / die erste(n) Treffen des Forums.

Hierbei sind folgende Aspekte wichtig:

• Sprechen Sie lokale Initiativen, Projekte und Organisationen aus der Zivilgesellschaft sowie Akteure aus Politik, Verwaltung und Wirtschaft an. Versuchen Sie diese für ihre Initiative zu gewinnen. Wünschenswert ist es, viele unterschiedliche Perspektiven in den Dialog einzubeziehen. Denken Sie dabei gerade auch an Menschen, denen öffentliche Dialoge vielleicht nicht naheliegen oder die sich damit schwer tun.

• Das übergeordnete Ziel des Demokratie-Forums ist es, Impulse für die Stärkung der Demokratie vor Ort zu setzen. Suchen sie nach Themen, die die Menschen vor Ort bewegen. Überlegen Sie, welche Ansatzpunkte es für die Diskussionen gibt.

• Stellen Sie positive und offene Fragen, um eine konstruktive Diskussion zu ermöglichen. Unter Umständen ist es sinnvoll, die Fragestellung(en) vorab mit einigen der eingeladenen Teilnehmer/innen zu entwickeln.

Arbeitsweise der Demokratie-Foren

• Idealerweise sind die Demokratie-Foren längerfristig angelegt. Sie zielen darauf ab, durch demokratische Diskurse gemeinsame Aktivitäten für eine lebendige Demokratie zu entwickeln.

• Eine neutrale Gesprächsleitung und Moderation sorgt für einen fruchtbaren Dialog und hilft allen Teilnehmer/innen, ihre Meinung einzubringen. Überlegen Sie, wer aus Ihrer Impulsgruppe die Auftaktveranstaltung moderieren kann. Ansonsten finden Sie mit ziemlicher Sicherheit im Umfeld lokaler zivilgesellschaftlicher Organisationen Menschen, die über einschlägige Erfahrung und Kompetenz in der Moderation einer solchen Veranstaltung verfügen.

• Fair und wertschätzend miteinander umzugehen – unabhängig von den jeweiligen inhaltlichen Positionen innerhalb eines demokratisch-menschenrechtlichen Spektrums – ist eine wichtige Grundlage eines Dialogs. Vereinbaren Sie gemeinsam mit den Teilnehmer/innen der Auftaktveranstaltung Spielregeln der Zusammenarbeit. Was auf den ersten Blick vielleicht überflüssig erscheinen mag, kann sich im weiteren Verlauf als ausgesprochen nützlich erweisen. Spielregeln wie »Jeder kommt zu Wort« oder »Unser Umgang miteinander ist geprägt von Transparenz, Wertschätzung, Akzeptanz, Offenheit, Toleranz und Fairness« helfen in kontroversen Debatten, die Gemüter zu beruhigen und in einen konstruktiven Dialog zurückzufinden. Die Moderation achtet darauf, dass die Spielregeln der Zusammenarbeit eingehalten werden.

• Das Demokratie-Forum soll ein offener Ort sein, an dem die Beteiligten gemeinsam demokratische Initiativen erarbeiten und starten können. Eine kooperative Haltung aller Beteiligten ist dafür eine wichtige Grundlage. Alle sollten bereit sein, auf gemeinsame Aktivitäten hinzuarbeiten.

• Für das Gespräch bei den Demokratie-Foren bieten sich diskursive, integrative Dialogformate an. Ein Forum sollte so angelegt sein, dass sich möglichst alle Teilnehmer/innen einbringen können und zu Wort kommen.
Ein Beispiel ist das World Café, bei dem die Teilnehmer/innen in Kleingruppen von vier bis sechs Personen zusammenkommen. Der Raum kann ein echtes Café sein oder eine Räumlichkeit, die einem Café nahe kommt. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer sitzen an kleinen Tischen zusammen, auf denen Kaffee, Tee und andere Getränke bereitgestellt werden. Die Kaffeehausatmosphäre trägt zu einer entspannten und offenen Kommunikationsatmosphäre bei. Die Diskussion findet in Gesprächsrunden statt, die immer wieder neu durchmischt werden. Alle 20 bis 30 Minuten wechseln die Teilnehmer/innen zu einem anderen Tisch. Am Ende werden die Diskussionsergebnisse im Plenum gesammelt und gemeinsam reflektiert.

• Sichern Sie die Ergebnisse der Diskussionen. Sorgen sie dafür, dass eine Dokumentation erstellt wird, die den Teilnehmerinnen und Teilnehmern im Anschluss zur Verfügung gestellt wird.

• Arbeiten Sie darauf hin, dass möglichst viele der Teilnehmer/innen des Demokratie-Forums Verantwortung für die Umsetzung der entwickelten Initiativen und Projekte zu übernehmen.

Gemeinsam gute Ideen für eine lebendige Demokratie entwickeln

Wie kommen die Demokratie-Foren auf gute Ideen zur Stärkung der Demokratie? Es existieren bereits vielfältige Projekte und Aktivitäten für eine lebendige Demokratie in verschiedenen Zusammenhängen. Hiervon können wir lernen. Unsere »Sammlung von Ideen, Instrumenten und Inspirationen für eine aktive Demokratie« bietet hierbei Anregungen für die Diskussion in den Demokratie-Foren. Sie soll von den Netzwerker/innen gespeist werden und stetig wachsen.

Unterstützung für die Startphase

Das Netzwerkmanagement wird bei den Netzwerker/innen anfragen, wer bereit ist, als Ansprechpartner/in beratend bei Fragen und Problemen zur Seite zu stehen. Auf der Plattform des Netzwerk Bürgerbeteiligung richtet das Netzwerkmanagement ein Forum ein, auf dem sich die Aktiven in den verschiedenen Demokratie-Foren austauschen und Fragen an andere Netzwerker/innen stellen können.

Erfahrungen aus den Demokratie-Foren für alle fruchtbar machen

Wie können die Demokratie-Foren voneinander lernen? Was können bestehende Foren denjenigen mitgeben, die neue Demokratie-Foren gründen möchten?  
Idee ist es, dass sich alle Aktiven, die ein Demokratie-Forum in ihrer Kommune oder Region initiieren, in regelmäßigen Abständen treffen, Erfahrungen austauschen – und auch an übergreifenden Ideen und Forderungen für eine lebendige Demokratie arbeiten.

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Machen Sie mit bei der Weiterentwicklung der Netzwerkinitiative und geben Sie uns eine Rückmeldung.
Wir freuen uns, gemeinsam mit Ihnen weiter daran zu arbeiten!

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