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Prof. Dr. Herbert Kubicek

Als Professor für Angewandte Informatik kam es mir immer schon ungerecht vor, dass die aus Steuern aller Bürger fianzierte Forschung sich fast ausschließlich auf die informationstechnische Unterstützung von Unternehmen und Verwaltungen konzentrierte und lange Zeit wenig zur Unterstützung von Bürgerinnen und Verbrauchern entwickelt hat. Seit mehr als 20 Jahren, noch vor der Diffusion des Internet in den Alltag, habe ich mich wissenschaftich analysierend, politisch fordernd und praktisch entwickelnd für die technische Unterstützung von Bürgerinformation und Bürgerbeteiligung engagiert. So wurde in Bremen der Prototyp von www.bremen.de aus dem Netzwerk Stadtinformation entwickelt, das Informationen aus verschiedenen Bereichen über vernetzte Macs in öffentlichen Gebäuden bereitstellte. Und das Bremische Informationsfreiheitsgesetz wurde durch ein zentrales Informationsregister auf der Basis einer indexbasierten Suche benutzungsfreundlicher als die Verzeichnisse aller anderen Bundesländer. Aktuell findet dieser Arbeitsbereich seine Fortsetzung in einer Erweiterung in Richtung Open Government Data. Ein zweites Anliegen, das mich seit Langem bewegt, ist die zu beobachtende Überschätzung elektronischer Beteiligung auf der einen Seite und ihre Unterschätzung auf der anderen. Ich glaube nicht an die These, das Internet habe die Revolutionen in den arabischen Ländern herbeigeführt oder auch nur wesentlich dazu beigetragen. Ich glaube auch nicht, dass man hierzulande durch elektronische Beteiligungsangebote Vertrauen in politische Institutionen zurückgewinnen und so die Demokratie stärken kann. Aber man kann in der richtigen Kombination aus sozialer, rechtlicher, organisatorischer und technischer Innovation einiges an Transparenz und Mitgestaltung verbessern. Doch dabei kommt es auf den richtigen Mix aus alten und neuen Medien und Kommunikationsformen und auf die richtige Einbettung der technischen Werkzeuge in den rechtlichen und organisatorischen Kontext und letztlich auf kulturelle Veränderungen an. Diesen Mix bei unterschiedlichen Themen und Politkfeldern zu erkunden, bleibt eine spannende Aufgabe, der ich mich auch ach meiner Pensionierung als Hochschullehrer noch lange widmen möchte.
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